18.07.2022 Altersvorsorge Autorin: Christina Schröders

Altersvorsorge: So schließen Sie Ihre Rentenlücke

Wer im Alter auf nichts verzichten und finanziell sicher aufgestellt sein möchte, muss sich frühzeitig um die Altersvorsorge kümmern. Zwar ist die gesetzliche Rentenversicherung noch immer die wichtigste Säule der Ruhestandsplanung, dennoch reicht deren Leistung in den seltensten Fällen aus, um den Lebensstandard wie zu Erwerbszeiten zu halten. Um nicht in die Altersarmut zu verfallen, ist eine zusätzliche Altersvorsorge entscheidend.

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Gute Gründe für eine zusätzliche Altersvorsorge

  1. Die Leistung der gesetzlichen Rentenversicherung sinkt seit Jahren. Grund dafür ist der demografische Wandel, wobei immer weniger Arbeitnehmer auf einen Rentenempfänger kommen. So wird die Rente in vielen Fällen deutlich unter dem bisherigen Gehalt liegen.
  2. Durch eine private Vorsorge lässt sich sicherstellen, dass der Lebensstandard im Alter gehalten werden kann. Altersarmut wird abgewendet und die Sparer müssen als Pensionäre keine Abstriche machen.
  3. Einige Produkte der privaten Altersvorsorge werden staatlich gefördert. Der Staat unterstützt die Sparer mit Zulagen und Steuervorteilen.
  4. Die private Altersvorsorge ist individuell. Sparbeitrag und Zahlweise lassen sich den finanziellen Möglichkeiten anpassen, Hinterbliebene absichern. Auch muss das Alter bei Leistungsbezug nicht dem gesetzlichen Renteneintrittsalter entsprechen.
  5. Frühzeitig sparen zahlt sich aus. Denn wer in jungen Jahren damit beginnt, für das Alter zu sparen, kann auch mit kleinen Beiträgen eine gute Rentenleistung erzielen.

Die gesetzliche Altersvorsorge

Die gesetzliche Rentenversicherung ist und bleibt die wichtigste Einnahmequelle im Alter. Doch die steigende Lebenserwartung der Rentenbezieher und die Tatsache, dass immer weniger Erwerbstätige einen Rentner finanzieren, stellt die Rentenkasse vor Herausforderungen. Damit der Beitragssatz nicht massiv angehoben werden muss, steigt die Rentenleistung zukünftig weniger stark an als die Löhne. Daraus resultiert, dass die Leistung der gesetzlichen Rente später nicht mehr ausreicht, um den gewohnten Lebensstandard zu halten. Dabei entsteht nicht nur eine große Rentenlücke. Vielen Menschen droht sogar die Altersarmut.

Die Rentenlücke der GRV

Mit »Rentenlücke« wird die Summe definiert, die den Rentnern nach Renteneintritt im Verhältnis zu ihrem bisherigen Nettoeinkommen fehlt. Wer als Erwerbstätiger 2.200 Euro netto verdiente und eine Rente von 1.700 Euro bezieht, hat eine Rentenlücke von 500 Euro.

Die Höhe der Rentenlücke ist vom Einzelfall abhängig. Dabei sind die Ansprüche an die gesetzliche Rentenversicherung, aber auch an andere Vorsorgeprodukte wie eine Betriebsrente zu berücksichtigen. Außerdem ist der tatsächliche Bedarf zu ermitteln. Wer beispielsweise ein abbezahltes Eigenheim besitzt, hat einen geringeren finanziellen Bedarf als Rentner, die eine hohe Miete stemmen müssen. Die Höhe der Rentenlücke ist pauschal vom Nettoeinkommen abhängig. Dabei sollte aber auch die persönliche Situation einbezogen werden.

Aktuell beträgt die durchschnittliche Rentenlücke 35 Prozent. Die Tendenz zeigt jedoch, dass die Versorgungslücke steigen wird.

Die Rentenlücke schließen mit einer zusätzlichen Altersvorsorge

Auf dem Markt gibt es eine Vielzahl an Produkten für die Ruhestandsplanung. Diese werden bestimmten Kategorien zugeordnet – den drei Säulen oder Schichten der Altersvorsorge. Diese unterscheiden sich vor allem in ihrer steuerlichen Behandlung und im Hinblick auf die staatliche Förderung.

Erste Schicht: Gesetzliche Altersvorsorge / Basisversorgung

  • Gesetzliche Rente
  • Berufsständische Versorgungswerke
  • Basisrente

Zur ersten Schicht gehören alle Produkte, die eine Basisversorgung darstellen. Darunter die gesetzliche Rentenversicherung, in der alle Angestellte und manche Selbstständige pflichtversichert sind. Die berufsständischen Versorgungswerke für bestimmte Berufsgruppen wie Ärzte, Anwälte, Architekten und Steuerberater. Und die Basisrente oder auch Rürup-Rente für gut verdienende Angestellte und Selbstständige.

Die Beiträge zur Basisversorgung lassen sich in der Steuererklärung geltend machen. Die steuerliche Berücksichtigung wird bei der Basisrente stufenweise angehoben, bis sie 2025 voll absetzbar ist. Dafür steigt auch der zu versteuernde Betrag bis auf 100 Prozent an.

Zweite Schicht: Geförderte Zusatzversorgung

  • Betriebliche Altersvorsorge
  • Riester Rente

Die zweite Schicht der Altersvorsorge ist staatlich gefördert. Dazu gehört die betriebliche Altersvorsorge (bAV) für Arbeitnehmer. Diese schließen sie über ihren Arbeitgeber ab. Der Beitrag wird aus dem Bruttolohn entnommen, wodurch die tatsächliche Nettobelastung sinkt. Denn die Förderung erfolgt dadurch, dass die Steuern und Sozialabgaben des Einkommens geringer ausfallen. Außerdem bezuschussen viele Arbeitgeber die bAV ihrer Mitarbeiter. Mindestens in Form der vermögenswirksamen Leistungen. Wichtig dabei ist, dass es sich um einen Vertrag handelt, der für das VL-Sparen geeignet ist.

Die Riester Rente wird durch Zulagen gefördert. Der Staat beteiligt sich an dem Vertrag, wenn die Sparer mindestens 60 Euro im Jahr einbezahlen. Um die Zulagen in voller Höhe zu erhalten, muss ihr Sparbetrag minimum vier Prozent ihres Vorjahreseinkommens entsprechen. Dann zahlt der Staat zusätzlich eine Grundzulage von 175 Euro sowie 185 Euro für Kinder, die vor 2008 geboren sind. Und 300 für jedes Kind, das nach 2008 geboren wurde. Berufseinsteiger erhalten außerdem eine einmalige Zulage über 200 Euro. Riestern lohnt sich vor allem für Geringverdiener und kinderreiche Familien, die in die gesetzliche Rentenversicherung einbezahlen.

Die Leistungen einer bAV und Riester Rente müssen die Sparer später mit ihrem persönlichen Steuersatz versteuern.

Dritte Schicht: Private Altersvorsorge

  • Klassische Rentenversicherung
  • Fondsgebundene Rentenversicherung

Zur dritten Schicht gehören alle privaten Altersvorsorgeprodukte ohne besondere Förderung. Diese Verträge wie die klassische oder fondsgebundene Rentenversicherung zeichnen sich durch ihre Flexibilität aus. Die Vertragsgestaltung steht den Versicherungsnehmern offen. Sie können sowohl die Höhe ihres Sparbetrags wie auch den Rentenbeginn individuell auswählen.

Private Vorsorgeprodukte sind nicht staatlich gefördert und erhalten keine steuerliche Begünstigung. Allerdings müssen sie bei Rentenbezug auch nur geringfügig versteuert werden. Lediglich der Ertragsanteil fällt unter die spätere Steuerlast. Wie hoch dieser ist, ist davon abhängig, in welchem Alter der Rentenbezug erfolgt.

Weitere Möglichkeiten der Altersvorsorge

Neben den drei Schichten – oder Säulen – der Altersvorsorge gibt es weitere Vorsorgemöglichkeiten. Die inoffizielle „Säule 0“. Dazu gehören mitunter KapitalanlageimmobilienPflegeimmobilien und ETF-Sparpläne. Auch das abbezahlte Eigenheim wird als Altersvorsorge betrachtet. Denn durch die entfallende Miete im Alter sinkt der finanzielle Bedarf für die Rentner.

Der Weg zur optimalen Altersvorsorge

Wer seine Rentenansprüche kennt, kann ermitteln, wie hoch die Versorgungslücke im Alter ausfällt. Je nach Bedarf und persönlicher Situation lässt sich diese mit verschiedenen Altersvorsorgeprodukten schließen.

Schritt 1: Die Bestandsaufnahme

Der jährlichen Renteninformation ist zu entnehmen, wie hoch derzeit die Rentenansprüche sind. Dieser gegenüber wird das aktuelle Nettoeinkommen beziehungsweise das voraussichtlich noch steigende Einkommen gestellt. Exakter wird die Berechnung, wenn zusätzlich der tatsächliche Bedarf ermittelt wird. Wer beispielsweise derzeit ein Haus abbezahlt und den Kredit bis zum Rentenalter getilgt hat, wird mehr Geld zur Verfügung haben.

Aus dieser Rechnung ergibt sich die Rentenlücke, die es mit einer zusätzlichen Altersvorsorge zu schließen gilt.

Schritt 2: Die passende Altersvorsorge wählen

Ein Blick auf die verschiedenen Varianten der Altersvorsorge zeigt, dass es unterschiedliche Möglichkeiten gibt, die Rentenlücke zu schließen. Dabei ist nicht jedes Produkt gleichermaßen gut geeignet. Welche Form infrage kommt, ist von der persönlichen, familiären und finanziellen Situation abhängig.

Junge Sparer

Junge Sparer haben den Vorteil, dass ihnen noch viel Zeit bis zum Rentenalter bleibt. Sie können mit geringeren Beiträgen einen guten Rentenanspruch erwerben. Allerdings kann sich in ihrem Leben noch vieles ändern, was flexible Vorsorgeprodukte in den Vordergrund rücken lässt.

Fondssparpläne und fondsgebundene Rentenversicherungen sind gut für sie geeignet. Aufgrund der langen Ansparphase können sie Kursschwankungen ausgleichen und haben eine hohe Renditechance. Wer später einmal ein Eigenheim bauen möchte, kann mit einem Bausparvertrag eine finanzielle Grundlage schaffen. Möglicherweise kommt für sie auch ein Riester Bausparvertrag infrage, der staatlich gefördert wird.

Familien

Familien profitieren besonders von staatlichen Förderungen. Sie können eine Riester Rente abschließen, für die sie selbst wie auch für jedes kindergeldberechtigte Kind eine Zulage vom Staat erhalten. Sparer mit drei Kindern, die nach 2008 geboren sind, beziehen Zulagen in Höhe von 1.075 Euro (175 Euro Grundzulage + 300 Euro je Kind), wenn sie mindestens vier Prozent ihres Steuerbruttos des Vorjahres einbezahlen, abzüglich der Zulagen die sie zu erwarten haben.

Außerdem eignen sich für Familien private Altersvorsorgeprodukte. Klassische und fondsgebundene Renten lassen sich mit Zusatzleistungen wie einem Hinterbliebenenschutz kombinieren. So kann die Familie für den Ernstfall abgesichert werden.

Gutverdiener

Für Gutverdiener gibt es verschiedene Rentenversicherungen, die infrage kommen. Sie können eine Riester Rente abschließen und anstelle der Zulagen von steuerlichen Begünstigungen Gebrauch machen. Das Finanzamt führt automatisch eine sogenannte Günstigerprüfung durch. Auch eine betriebliche Altersvorsorge kann in Betracht gezogen werden. Denn die Beiträge zur bAV reduzieren die Steuerlast und Sozialabgaben.

Eine Basisrente ist eine Option, wenn die Beiträge zur Basisversorgung noch nicht über die gesetzliche Rentenversicherung ausgeschöpft sind.

Geringverdiener

Für Geringverdiener ist eine Altersvorsorge besonders interessant: die Riester Rente. Denn sie müssen lediglich vier Prozent ihres Vorjahreseinkommens in den Vertrag einbezahlen, um die vollen Zulagen zu erhalten. Allerdings mindestens 60 Euro im Jahr. So unterstützt der Staat auch Personen mit geringem Einkommen beim Vermögensaufbau für das Alter.

Selbstständige

Selbstständige erhalten keine staatliche Riester-Förderung, wenn sie nicht in der GRV versichert sind. Auch eine betriebliche Altersvorsorge kommt für sie nicht infrage. Daher empfiehlt sich für Freiberufliche und selbstständig Tätige die Basisrente. Diese ähnelt in Bezug auf die Leistung und die steuerliche Behandlung der gesetzlichen Rente. Auch private Produkte ohne Förderung können für Selbstständige geeignet sein. Diese bieten den Vorteil, dass die Beiträge je nach Anbieter flexibel sind und dem schwankenden Gehalt angepasst werden können.

50plus

Mit Anfang 50 bleiben meist noch 13 bis 17 Jahre bis zum Rentenbeginn. Doch auch in diesem verhältnismäßig kurzen Zeitraum lässt sich für den Ruhestand planen. Allerdings sollte das Geld mit Sicherheit angelegt werden.

Mit 50plus empfehlen sich Produkte mit einer sicheren Geldanlage wie die klassische Rentenversicherung. Die niedrigen Zinsen bieten zwar eine geringe Rendite, aber mindestens die einbezahlten Beiträge werden als Rente erbracht. Möglich ist auch eine fondsgebundene Rentenversicherung, bei der das Kapital in risikoarme Anlagen wie Immobilien fließt. Angestellte können außerdem eine betriebliche Altersvorsorge abschließen und die Entgeltumwandlung nutzen, um einen höheren Betrag zu sparen. Meist beteiligt sich auch der Arbeitgeber am Vermögensaufbau. Mindestens in Form von vermögenswirksamen Leistungen.

Schritt 3: Das Budget berechnen

Im Optimalfall lässt sich die Rentenlücke zu 100 Prozent mit dem gewählten Vorsorgeprodukt schließen. Allerdings müssen dafür auch die finanziellen Mittel vorhanden sein. Wer eine Lücke von 400 Euro im Monat decken möchte, muss dafür einen nicht geringen Sparbetrag aufwenden. Und umso weniger Zeit bis zum Rentenalter bleibt, desto höher fällt die finanzielle Belastung aus.

Eine Altersvorsorge sollte langfristig ausgelegt sein und darf nicht zu finanziellen Schwierigkeiten führen. Das bedeutet, der Sparbetrag muss den finanziellen Möglichkeiten entsprechen. Daher ist vor Vertragsabschluss entscheidend, das eigene Budget zu kennen. Wie viel Geld bleibt im Monat übrig, um für das Alter zu sparen?

Dafür ist es wichtig, sich einen Überblick über die regelmäßigen Ausgaben zu verschaffen. Fixkosten wie Miete und Versicherungen sind dabei genauso zu berücksichtigen wie Lebenshaltungskosten für Kleidung, Essen und Unternehmungen. Außerdem sollte immer ein Notgroschen parat sein, wenn die Waschmaschine kaputt geht oder das Auto in die Reparatur muss.

Wer sich einen Überblick über sein Budget verschafft hat, weiß nun, wie viel Geld im Monat für eine Altersvorsorge zur Verfügung steht.

Schritt 4: Beraten lassen, Angebote einholen und vergleichen

Nicht jeder Anbieter auf dem Markt bietet dieselben Konditionen. Es gibt erhebliche Unterschiede zwischen den Gesellschaften. Insbesondere im Hinblick auf die Vertragskosten. Daher lohnt es sich, verschiedene Anbieter und ihre Konditionen zu vergleichen. Dabei sollten auch die Informationen auf den Produktblättern nicht außer Acht gelassen werden. Wie viel Flexibilität bietet der Vertrag? Lassen sich Beiträge erhöhen oder reduzieren? Kann der Rentenbeginn vorgezogen werden? Lässt sich bei Bedarf vorzeitig Geld entnehmen? All diese Faktoren sind für eine gute und bedarfsgerechte Altersvorsorge entscheidend.

Als Sachverständige für Finanzen und Versicherungen und unabhängige Versicherungsmaklerin aus Aschaffenburg unterstütze ich Sie dabei. Gemeinsam analysieren wir Ihre Rentenlücke und finden heraus, welche Altersvorsorge zu Ihnen passt. Vereinbaren Sie dafür gerne ein Gesprächstermin mit mir.

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